Die Stars unter den Barrier Islands am Golf von Mexiko
Warme Winde, rauschende Wellen, meilenweite weisse Sandstraende mit bunten Muscheln millionfach uebersaet oder traumhaft tropische Mangrovenwaelder - eine Wohltat fuer Koerper und Seele.
Wer kennt sie nicht? Die weltberuehmten Barrier Inseln am Golf von Mexiko im Suedwesten Floridas - Captiva und Sanibel.
Kein Wunder, dass bei Deutschen, Oesterreichern und Schweizern diese beiden tropischen Urlaubsinseln aeusserst beliebt sind - gehen doch die europaeischen Wurzeln bis 1888 zurueck, als sich als erster offizieller Bewohner ein in Oesterreich geborener Seemann - William Herbert Binder - auf Captiva ansiedelte. "Binder Drive" eine der vielen kleinen Sackgassen erinnert noch heute an ihn.
Damals waren Captiva, Upper Captiva und Sanibel noch eine zusammenhaengende Insel. Der Hurricane von 1921 trennte das heutige Upper/North Captiva von der uebrigen Insel und 1929 teilte ein weiterer Hurricane die Inseln Captiva und Sanibel. Ab 2009 wurden sie wieder durch ein Bruecke ueber den "Blind Pass" verbunden.
Vor ca. 5000 Jahren war der Wasserspiegel im Golf von Mexiko ungefaehr 2.5 Meter niedriger als heute und zu der Zeit soll sich Sanibel als Insel gebildet haben - bewohnt in den folgenden Jahrtausenden bis zum Ende des 18. Jahrhunderts von den Calusa Indianern. Nicht viel anders als einige wenige der heutigen Inselbewohner verarbeiteten sie die Muscheln zu Schmuckgegenstaenden aller Art, lebten vom Fischfang und in Harmonie mit der Natur. Die Calusa Indianer lebten unter sich, bekaempften alle Eindringlinge mit geschnitzten Waffen aus Fischknochen oder tropischen Gewaechsen.
Die heutigen Einwohner Sanibels und Captivas haben aus der Vergangenheit gelernt, pflegen Tradition und versuchen, ihr Inselleben so weit wie moeglich in Harmonie mit der Natur zu belassen. Auch wenn sie anders als die Ureinwohner "Eindringlinge" nicht bekaempfen, haben sie ihren groessten Feind und zugleich groessten Freund - den Tourismus - immer sehr skeptisch betrachtet. Der Kampf gegen seine maechtigen Interessengruppen war und ist bis heute nicht leicht, und es bedurfte couragierter Maenner und Frauen, die sich dem Tourismus in seinen negativen Auswuechsen entgegenstellten. Sam Bailey war einer von ihnen, der den Widerstand vor ca. 60 Jahren organisierte und eine Insel-Verwaltung gruendete. Man musste zwar klein beigeben zum Bau einer Bruecke im Jahre 1963 aufgrund einer Bundesgerichtsentscheidung, aber letztendlich bekam Sanibel 1974 Stadtrechte und konnte ueber sich selbst bestimmen. Und so wurden viele neue Vorschriften erlassen und bis heute beibehalten: keine Ampeln, keine Strassenbeleuchtung, keine Bauten hoeher als die hoechste Palme der Insel, keine Fastfood-Restaurants und keine grossen Werbeplakate.
Die meisten Besucher erreichen die Inseln mit dem Auto. Schon kurz vor der Bruecke kann man bei stuermischem Wetter Dutzende von Kitesurfern beobachten, die sich am schmalen weissen Strand niedergelassen haben und den blauen Himmel in ein buntes und aufregendes Spektakel verwandeln. Sofort bekommt man einen Vorgeschmack auf Wasser, Wind und Wellen und sportlich aktiven Inselurlaub.
Beim Ueberqueren der Bruecken wird man dann von anderen Segelkuenstlern begleitet: den allgegenwaertigen Pelikanen, die geschickt ganz knapp ueber dem Gelaender der Bruecke dahinsegeln.
Als Tourist muss man sich daran gewoehnen, auf der einzigen die gesamte Insel entlang schlaengelnden schmalen Hauptstrasse geduldig unter dem zugelassenen Tempolimit von 30 Meilen pro Stunde dahinzuschleichen und von den vielen Fahrradfahrern mit oder ohne Anhaenger auf den breit und sicher angelegten Radfahrwegen ueberholt zu werden.
Aber wenn man dann sein Ziel erreicht, ist man berauscht von der Schoenheit der Natur.
Ob man - wie schon Anne Morrow Lindbergh im Jahre 1905 - in einer der einfachen Katen mit Blick aufs Meer im Tween Waters Inn Island Resort seine Gedanken niederschreibt, eine Golfrunde im noerdlichsten Resort von Captiva, dem South Seas Island Resort spielt, sich mit Freunden an einer der gemuetlichen Bars des Ybel Resorts trifft, leger auf Holzbaenken im Sand den Sonnenuntergang im alteingesessenen Lokal Mucky Duck erwartet oder im urigen Spitzenrestaurant Mad Hatter den Tag beschliesst - die Zeit auf Sanibel oder Captiva wird sich tief ins Gedaechtnis eingraben, wie die Spuren der grossen Looggerhead-Schildkroeten in den Sand am Strand, wenn sie in der naechtlichen Dunkelheit vom Eierlegen zurueck ins Meer kriechen.
Schier endlos - es sind ca. 20 km - erstreckt sich der weisse Sand mit Millionen von Muscheln vom Leuchtturm auf Sanibel bis zur Nordspitze Captiva's.
Fischadler haben ihr Domizil in exclusiver Wohnlage auf dem Sanibel Captiva Road aufgeschlagen.
Sie sind sehr waehlerisch bezueglich des Standortes und anspruchsvoll bezueglich sauberer Umwelt, da sie fuer ihren Nachwuchs nur Fische bester Qualitaet fangen.
Knapp die Haelfte der Insel Sanibel steht unter Naturschutz. Das Natur-Reservat J.N. ,Ding' Darling", benannt nach einem Pionier der Naturschutzbewegung, dem Cartoonisten Jay Norwood, "Ding", Darling erschliesst ueber eine Vielzahl von Wegen die Weiten der von Mangrovenwaeldern zugewucherten Seen und Suempfe. Hier ist man mit Ottern, Waschbaeren, Reihern, Fischadlern und Kormoranen auf Tuchfuehlung, die Vielzahl und Originalitaet der hiesigen Tier-und Pflanzenwelt ist ueberwaeltigend.
Waehrend Sanibel mehr in Ost-West-Richtung verlaeuft erstreckt sich Captiva von Sueden nach Norden. Beides hat seine eigenen Vorteile: Muscheln werden auf Sanibel massenhafter angespuelt, die Sonnenuntergaenge auf Captiva sind unschlagbar.
Auf Captiva geniesst man die schoensten Sonnenuntergaenge am Golf von Mexiko, mit direkter Westlage an traumhaften kilometerlangen weissen Sandstraenden. Eine Insel fuer Naturliebhaber, Traeumer, Lebenskuenstler und Kuenstler aller Art, Verliebte und Einsiedler, Aussteiger oder einfach Menschen, die abschalten wollen.
Und liebt man die Sonnenaufgaenge auf Captiva - es sind nur ein paar Schritte, um auf die andere Seite der Insel zu gelangen. Hier erlebt man wunderschoene Sonnenaufgaenge ueber der mit herrlichen Mangrovenwaeldern ueberwachsenen Meeresbucht.
Um beides zu geniessen erwarb der beruehmte New Yorker Kuenstler Robert Rauschenberg von "Ding" Darling das am Ende eines langen Laufsteges weit ins Meer hinein gebaute gemuetliche einfache Wohnhaus auf Holzpfeilern.
Fuer Robert Rauschenberg war Captiva eine idyllische Alternative zu seinem New Yorker Studio und hatte "eine Magie, die in ihrer Macht unerklaerlich war". Er lebte von 1970 bis 2008 auf Captiva und versuchte durch Ankauf von vielen Haeusern und Grundstuecken seiner Nachbarn die Urspruenglichkeit der Insel zu bewahren.
Die Immobilien sind heute im Besitz der Robert Rauschenberg Stiftung, die hier Kuenstlern aus aller Welt ein Stipendium anbietet. Das Haus am Steg ist fuer die Oeffentlichkeit nicht zugaenglich. Vom Wasser aus schwaermen taeglich neugierige Bootsfahrer um das Unikum, aber der Zugang ist nicht gestattet.
Eine Idylle, heute nicht genehmigungsfaehig, aber damals, als Captiva noch nicht von den grossen Tourismusstroemen erfasst war, die Verwirlichung eines absoluten Traumes das paradiesische Inselleben in voller Natur zu geniessen.
Auch jetzt noch ist die Sehnsucht ein Domizil auf Sanibel oder Captiva zu haben sehr gross.
Man merkt es bei einer Fahrt entlang der direkt an der Kueste liegenden engen Strassen. Viele der noch vorhandenen Bauluecken werden geschlossen mit modernen Neubauten. Die heutigen Bau-Vorschriften verlangen nach Beton, der ueber Jahrzehnte verpoent war. Aber die Neubauten platzieren sich sehr dezent in die Luecken und sind dem neugierigen Strassenblick vorenthalten. Oder es werden alte Strandhaeuser abgerissen und durch moderne zweistoeckige Villen ersetzt - zwar nicht hoeher als die hoechste Palme, aber es ist oft ein Diebstahl an der Vegetation und tropischen Naturlandschaft. Erfreulich zu sehen, dass durch die behoerdlichen Auflagen die jahrhundertealten Baeume geschont werden und auf die Fauna und Flora so viel wie moeglich Ruecksicht genommen wird.
Besonders schoen ist es, beide Inseln mit dem Boot zu erreichen. Eine der beliebetsen Ankerpunkte ist das Tween Waters Inn Island Resort, in dem man sich an den Poolanlagen bei kuehlen Getraenken erfrischen kann.
Auf den Inseln haelt man sich sehr reserviert, wer wo wohnt oder baut, aber die Vielzahl der Prominenz ist kein Geheimnis. Man erkennt sie oft nicht, wenn sie sich unter die jaehrlichen 160,000 Urlauber mischen.
Hoffentlich koennen auch spaetere Generationen die Inseln in Ihrer natuerlichen Schoenheit geniessen, und per Fahrrad oder zu Fuss die beschaulichen Flecken dieser einmalig urigen Inseln erschliessen - und dabei vielleicht auch in traeumerischen Gedanken an den ersten Siedler Captivas auf der schmalen Schotterstrasse von "Binder Drive" entlang schlendern.
Siehe hierzu auch Gerhard's Artikel in dem Florida Sun Magazine.